Gott vor dem Kadi
Auch wenn die Säkularisierungsprozesse die Debatte mittlerweile entschärft haben: Wenn sich Gottgläubige mit AtheistInnen streiten, folgt schon nach kurzer Zeit eine argumentative Endlosspirale: „Beweis, dass es Gott (nicht) gibt“.
Luigi Cascioli, ein italienischer Pensionist und ehemaliger Agraringenieur wollte es nun genau wissen. Der 72jährige zeigte seinen Schulfreund und Pfarrer Enrico Righi wegen Missbrauchs der Leichtgläubigkeit des Volkes an. Righi behauptete im Pfarrblatt Jesus hätte tatsächlich gelebt. Für Luigi stellt dies einen weiteren Schritt der Kirche dar, die Gläubigen mit einer Legende hereinzulegen um sich an deren Spenden und Steuern zu bereichern.
Nach mehrjährigem Streit wirkt Don Enrico etwas zermürbt. Er hat sich seinen Lebensabend nach 50 Jahren durchgehenden Predigen katholischer Wahrheiten wohl anders vorgestellt. Luigi bot ihm bereits an die Klage zurückzunehmen, sollte Don Enrico eindeutige Belege für die Existenz Christi vorlegen können. Nun hat der Vatikan zwar über Jahrhunderte zahlreiche Indizien zusammengetragen, ein juristisch haltbarer Beweis fehlt jedoch.
Als einzige Hoffnung bleibt dem Pfarrer die symbolische Macht im katholischen Italien. Tatsächlich wies das weltliche Gericht in Perugia als zweite Instanz die Klage Ende Jänner zurück. Luigi Cascioli will jedoch den Instanzenweg voranschreiten, wenn es sein muss bis zum Europäischen Menschrechts-Tribunal in Strassburg. Bis zur endgültigen Entscheidung bleibt daher der reine Glauben. Doch glauben heißt doch nichts zu wissen.
http://www.luigicascioli.it/
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