30.8.07

Geschäftsmodell Kopferlmessen

Deutsche Uni erlässt Studiengebühren ab einem IQ von 130
Uni Freiburg gibt Intelligenten StudentInnen Rabatt - und erntet dafür Kritik: Experten mahnen zur Vorsicht beim Umgang mit IQ-Tests
Freiburg/Frankfurt - Für Aufsehen in der deutschen Hochschullandschaft sorgt die Universitat Freiburg, die mit einem besonders umstrittenen Mittel die schlauesten Köpfe anlocken will. Dort können Bewerbern die Studiengebühren erlassen werden, wenn sie einen Intelligenzquotienten (IQ) von mehr als 130 nachweisen. Ab diesem Wert gilt jemand als hochbegabt. Kritiker wenden jedoch ein, dass Studiengebühren vor allem aus sozialen Gründen erlassen werden sollten. Für Österreich ist eine solche Regelung nicht angedacht, ist aus dem Büro des Wissenschaftsministers Johannes Hahn zu erfahren.

Rabatt für Schlaue

"Wir wollen die Hochbegabten auf unsere Universität aufmerksam machen", begründete die Sprecherin der Uni Freiburg, Eva Opitz, den ungewöhnlichen Rabatt für "Superschlaue". Die Hochschule macht dabei klare Vorgaben: So muss der IQ-Wert mit einem nicht länger als drei Monate zurückliegenden Test nachgewiesen werden. Auch die Testarten werden vorgeschrieben. Akzeptiert wird zudem ein Nachweis des Hochbegabtenvereins Mensa. Im vergangenen Semester mussten nach Angaben der Universität 21 Studenten auf Grund eines IQs von mehr als 130 keine Gebühren zahlen. Auch die Uni Konstanz gibt Hochbegabten einen Gebühren-Rabatt. Allerdings ist dort keine genaue IQ-Grenze festgelegt. Voraussetzung ist etwa das Abitur an einer Hochbegabtenschule. Es gebe eine Reihe von Befreiungsgründen von Gebühren, darunter auch die Hochbegabung, sagt die Prorektorin der Uni, die Psychologie-Professorin Brigitte Rockstroh. Diese Befreiungen zielten aber vor allem darauf, soziale Ungerechtigkeiten auszugleichen. Ein Grund für eine Gebührenbefreiung kann zum Beispiel - wie im übrigen auch in Freiburg - die Erziehung kleiner Kinder sein.

Vorsicht mit IQ-Test

Rockstroh mahnt zudem zur Vorsicht beim Umgang mit IQ-Tests. Bei einem solchen Test müsse jeder eine maximale Motivation haben, dürfe also nicht müde oder lustlos sein, sagt die Psychologin. Sonst könne es zu Leistungsschwankungen kommen, und es werde womöglich nur die Tagesform gemessen. Der IQ sei zudem nur ein Baustein der Leistungsbefähigung, dazu kämen andere Kriterien wie das Engagement. Sie spricht sich deshalb zwar nicht gegen solche Tests aus, zeigt sich aber "sehr skeptisch", wenn diese das einzige Kriterium sein sollten. Im Wettbewerb um die besten Köpfe misst Rockstroh dem Erlass von Studiengebühren zudem einen geringen Stellenwert bei. Dies sei sicherlich der letzte Grund, warum jemand zu einer Universität gehe, sagte die Professorin. Andere Kriterien wie die Fachqualität seien wichtiger. Auch der Hochschulexperte der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Andreas Keller, zeigte sich überzeugt, dass die Unis in erster Linie mit der Qualität der Lehre um die besten Studenten werben können.

(APA/AFP/red)